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Auf die Plätze, Camping, los!

Gegen Zelten konnte ich mich noch wehren, beim Thema Campingbus hatte ich 3 von 4 Stimmen gegen mich. Also dann, auf die Plätze, Camping, los! Als mein Mann mit dem geliehenden Wochenend-Camper um die Ecke bog, musste ich zugeben, dass das Gefährt doch recht schnittig aussieht. Schwarz, glänzend, vielversprechend. Und auch das Innenleben des Mercedes Marco Polo kann sich sehen lassen: Gasherd, Kühlschrank, Spüle mit fließend Wasser. Was braucht man mehr? Durch die drehbaren Vordersitze kann man hervorragend am Tisch dinieren, nachts wird die Sitzbank ruckzuck zum Nachtlager für Erwachsene. Unser Lieblingsplatz: die Kuschelecke im Dachzelt! Mit richtiger Matratze und großer Liegefläche ist der Alkoven perfekt für 2 Kinder. Dank der umfangreichen Einführung unserer Autovermietung war alles im Handumdrehen umgebaut. Wirklich kinderleicht – man muss nur wissen wie. Das Innere des Wagen verbirgt zudem so manches Geheimfach: hier eine Schublade, da ein verstecktes Schränkchen – den Kindern machte es riesen Spaß, immer wieder Neues zu entdecken. Die Note für unser Gefährt: eine glatte Eins! Doch noch hatten wir den Campingalltag nicht gemeistert. Also auf Richtung Usedom! Das Wetter verprach Sonnenschein und feinste Temperaturen. Nach 2einhalb Stunden ab Berlin öffnet sich die Schranke zu unserem neuen Zuhause: 2 Nächte Campingplatz Stubbenfelde, 4 Sterne, Stellplatz 331. Unsere Nachbarn: Profi-Camper aus Cloppenburg, Westfalen und Läipzisch. Unsere Kinder schlossen sofort Freundschaft mit der Nachbarstochter gleichen Alters. Perfekt. Der Campingplatz liegt idyllisch inmitten einen Wäldchens direkt am Meer. Restaurant, Spielplatz, kleiner Supermarkt, Bowlingbahn – alles da. Nur vor den sanitären Anlagen hatte ich große Angst, doch es entpuppte sich gediegener als gedacht: separate Duschkabinen mit Waschbecken und Spiegel, ein Kinderbad für die Kleinen, Sauna und Fitness Studio. Und alles picobello sauber. Gott sei Dank, denn beim Thema Hygiene kenne ich keinen Spaß. Mein eigener Seifenspender mit desinfizierender Handseife war dennoch stets an meiner Seite. Man weiß ja nie.

Also auf in den Campingalltag! Bestimmt ziehen sich die Tage wie Kaugummi, dachte ich noch, wurde aber schnell eines besseren belehrt. Denn erstaunlicherweise vergingen die Tage wie im Flug. Grund sind dabei nicht nur Strandbesuch und Spielplatz, sondern vielmehr die alltäglichen Dinge. So ist Duschen nicht gleich Duschen. Auf dem Campingplatz erfordert dies eine perfekt ausgeklügelte Vorgehensweise, zumindest für Anfänger wie uns. Erstens: Zusammensuchen des Equipments („Wer hatte zuletzt das Shampoo?“). Zweitens: den Weg zu den sanitären Anlagen zurücklegen und merken, dass man die Duschmarke vergessen hat. Drittens: Duschmarke im heimischen Camping-Shop besorgen. Viertens: den Weg zu den sanitären Anlagen erneut zurücklegen und merken, dass genau jetzt die Duschkabinen besetzt sind, weil alle vom Strand zurückkehren. Fünftens: Warten. Sechstens: Duschen und merken, dass die Duschzeit pro Marke auf 3 Minuten begrenzt ist. Siebstens: mit Shampoo in den Haaren zurück zum Camper marschieren.

Auch das Thema Styling hat auf dem Campingplatz eigene Regeln. Gummi-Crocs, kleinkarierte Hosen zu grobkarierten Kurzarmhemden und der altbewährte Jogger stehen auf der Outfitliste ganz weit oben. Ebenfalls gern gesehen sind Trekkingsansalen zu Siebenachtelhosen. Letztere auch gern mit Kordeln zur Justierung der Hosenbeine. Gleiches Kaliber auch an den Campingwagen: Blumenampeln und blinkende Lichterketten scheinen zur Standardausrüstung zu gehören.

Interessant ist, dass auch in den Campern kleine Neider stecken. Neugierige Blicke auf die Behausungen der Nachbarn und Vergleiche mit dem eigenen Objekt hört man an jeder Ecke. Die dann jedoch freundschaftliche Begutachtung der nachbarschen Campingwagen birgt neue Freundschaften und abendliches Beisammensitzen am Klapptisch. Bier, Chips und Mückenspray werden freundschaftlich geteilt. Auch wir haben Camperfreundschaften geschlossen und bekamen Profitipps für´s nächste Mal.

„Man sieht sich“, winkte freundlich unser Nachbar aus Cloppenburg zum Abschied, als unser Van am Sonntagmorgen vom Platz rollte. „Jo“, sagte auch mein Mann, „bis zum nächsten Mal!“ Und auch ich winkte mit meinen Kindern um die Wette, denn „back to the roots“ hat uns allen mal richtig gut getan!

 

Glamping: Hauptsache das Gepäck ist standesgemäß

 

Kinderspielplatz

 

Versteck Spiel bei den Nachbarn

 

 

 

 

 

 

 

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